PRÄPARATION DER PROBEN
INFILTRATION UND EINBETTUNG: Für die mikroskopische Untersuchung benötigt man Gewebsschnitte in der Dicke
von einigen Tausendstel Millimeter. Man kann solche Schnitte nicht vom ursprünglichen weichen Gewebe anfertigen,
sondern muss das Gewebe härten. Dazu werden die Proben in verschiedene Bäder aus Alkohol für den Wasser-Entzug und Xylol
für den Fett-Entzug getaucht. Anschließend kommen die Präparate in Bäder von erwärmtem, flüssigem Paraffin (Infiltration).
Dieser Prozess dauert je nach Methode 8 bis 12 Stunden. Einige Proben lassen sich mit Spezialmethoden auch in einer Stunde infiltrieren, das geht aber mit gewissen Qualitäts-abstrichen einher.
Die aus dem Paraffinbad entnommenen warmen und noch weichen Präparate werden von den Histotechnikern Stück für Stück in Metallschalen eingelegt, für Schnitt und Befundung optimal ausgerichtet und so in weiterem flüssigem Wachs eingegossen (Einbettung). Nach dem Erkalten erstarren Probe und Wachs. Sie bilden einen steifen Paraffinkörper, den sogenannten Paraffin-Block.
ANFERTIGUNG DER SCHNITTE: Vom Paraffin-Block werden mit einem Spezialhobel, dem Rotations- oder Schlitten-Mikrotom, Gewebsscheiben in der Dicke von einigen Tausendstel mm angefertigt, die eigentlichen Gewebsschnitte. Sie werden auf Glasobjektträger aufgebracht und angetrocknet. In der Routine wird oft auch der Objektträger mit den auf ihm aufgebrachten vier bis sechs Gewebsschnitten umgangssprachlich, aber unrichtig als "Schnitt" bezeichnet.
FÄRBUNG, FÄRBE-DAUERPRÄPARAT: Die Gewebsschnitte sind nun fertig, erscheinen aber im Mikroskop nur grau in grau und lassen sich so, außer unter Spezialbedingungen (Interferenzmikroskopie, Phasenkontrastmikroskopie) nicht befunden. Damit man die Gewebsstrukturen unterscheiden kann, müssen sie gefärbt werden.
Die meisten Gewebsstrukturen sind Proteine (Eiweiße). Sie können im Allgemeinen nur mit wässrigen Farb-Lösungen gefärbt werden. Die inzwischen zur Verfügung stehenden Schnitte sind aber nicht nur wasserfrei, sondern zusätzlich auch noch mit Wachs versiegelt. Die Wachsdurchtränkung und die Entwässerung müssen daher vor einer Färbung rückgängig gemacht werden. Dies geschieht wie bei der Entwässerung durch Reihen von Xylol-, Alkohol- und Wasserbädern, allerdings in umgekehrter Reihenfolge.
Im Regelfall wird eine aus zahlreichen Einzelschritten bestehende Blau-Rot-Färbung gemacht, und zwar mit blau färbendem Haematoxylin und rot färbendem Eosin. Diese beiden Farbstoffe färben entgegengesetzte zelluläre Strukturen und man erreicht dadurch ein hervorragendes kontrastreiches Farbbild (H&E-Färbung). Je nach Vorliebe werden diese Färbungen auch heute noch händisch durchgeführt, es gibt aber auch Färbeautomaten. Da jedes Gewebe in seiner Art einzigartig ist und bis zu einem gewissen Grad individuell behandelt werden muss, sind händische Färbungen in der Regel etwas besser.
Spezialfärbungen verwendet man, um bestimmte zelluläre Strukturen farblich besonders hervorzuheben. Besondere Kunstfertigkeit brauchen die empfindlichen Versilberungs-Methoden, die auf einem ähnlichen Prinzip beruhen wie die alte SW-Fotografie. Für sie werden mehrere Stunden benötigt.
Mit immunhistochemischen Methoden werden nicht nur ganze große Eiweißgebilde gefärbt, wie bei der herkömmlichen Färbung, sondern ganz bestimmte winzige Strukturen und Stellen innerhalb von Eiweißkörpern und innerhalb von Zellen. Diese Strukturen sind so hochspezifisch, dass ihr Nachweis ganz präzise, eindeutige Diagnosen möglich macht und dadurch diagnostische Zweifel komplett beseitigt. Man lagert käuflich erwerbbare, eigens hergestellte hochspezifische Antikörper an die gesuchten Strukturen an und macht sie durch ein kompliziertes Entwicklungssystem sichtbar.
Die immunhistochemische Markierung ist nicht nur ein arbeitsintensiver und sehr empfindlicher Prozess, der etwa acht Stunden benötigt. Sie ist wegen der verwendeten Materialien auch sehr teuer, gehört aber zu den absoluten methodischen Spitzenleistungen der modernen Medizin.
Nach der Färbung sind die Präparate zwar gut befundbar, aber Vertrocknung, bakterielle Besiedelung und Umwelteinflüsse würden sie in Kürze (und zwar innerhalb von Minuten) vernichten. Nur ein luftdichter Verschluss kann das verhindern. Dazu muss das Wasser durch Alkohol- und Xylolbäder wieder entfernt werden, und zwar in umgekehrter Reihenfolge wie bei der Entfernung des Wachses vor der Färbung. Dann wird das Präparat mit Kunstharz durchtränkt und darin eingeschlossen (Dauerpräparat). Das fertige Dauerpräparat ist ein eindeutiges Dokument und Zeitzeugnis, das mit dem Block 30 Jahre aufbewahrt wird. Es ist fast unbeschränkt haltbar und steht auch noch nach vielen Jahren einwandfrei für aktuelle Überprüfungen und Neubefundungen zur Verfügung.