Histologie / Befundung
Die eigentliche Facharbeit des Pathologen beginnt damit, zunächst die Angaben des einsendenden Arztes, alle vorhandenen Vorbefunde sowie den Bericht von der Beschreibung mit freiem Auge (Makroskopie) zur Kenntnis zu nehmen. Erst dann mustert er die Schnittpräparate, Stück für Stück, Objektträger nach Objektträger durch und erhebt zunächst, welche Information aus dem Gesehenen gezogen werden kann. Anschließend setzt er alles mit den Vorgaben (Alter und Geschlecht des Patienten, Vorbefunde und klinische Hinweise, aktuelle Fragestellung und Angaben aus der Beschreibung mit freiem Auge) in Beziehung.
In seiner Expertise hält er die Andersartigkeit des Gewebes fest und klassifiziert sie und nimmt dabei häufig in der Wortwahl auf Besonderheiten im Fachjargon der jeweiligen anfragenden klinischen Ausrichtung Rücksicht. Abgesehen von der Feststellung der aktuellen Verhältnisse sind häufig Aussagen erwartet, die sich auch auf in der Zukunft zu Erwartendes beziehen, z.B. wie und wie schnell sich die Krankheit voraussichtlich entwickeln wird, in welchem Ausmaß noch weitere Veränderungen zu erwarten sind und therapeutisch zu berücksichtigen sind bzw. welche Folgerungen für die Gesamtgesundheit des Patienten aus dem Erhobenen gemacht werden können (Stadien, Differenzierung, Radikalität, direkte Ausbreitungsneigung und Ausbreitung in Gefäßen und damit Metastasenneigung, Prognose).
Weiters werden bisher unerkannte Frühstadien erfasst (z.B. Autoimmungastritis der Magenkorpusmucosa). Es werden sachgerechte Vorschläge für rechtzeitige Kontrolluntersuchungen gemacht, wenn eine Diagnose noch nicht oder nur unsicher möglich ist und daher ein Frühstadium in Betracht zu ziehen ist.
Zeitraum für histologische Untersuchungen: Trotz der vielen Arbeitsschritte pro Präparat (etwa 25) und der zahlreichen Präparate (200 bis 300 pro Tag sind keine Seltenheit) vergehen für den Großteil der Einsendungen vom Abholen der Präparate bis zum Versand der fertigen Befunde kaum mehr als 24 bis 48 Stunden. Die Proben treffen in unserem Institut in der Regel am Nachmittag und Abend ein und am nächsten Tag (etwa ab 13 Uhr) sind die gefärbten "Schnitte" zur Begutachtung bereit. Bis zum Abend sind sie vom Pathologen großteils befundet, vom Sekretariat geschrieben, die fertigen Texte vom Pathologen überprüft und zum Ausdruck freigegeben. Die Gutachten gehen noch am selben Abend per verschlüsselter elektronischer Datenübertragung an den zuweisenden Arzt oder am nächsten Tag per Post oder direkt mit dem Boten weg.
Der Befund: Ein Pathologiebefund richtet sich an den einsendenden Arzt und nicht an den Patienten! Die Wortwahl ist streng fachspezifisch und die Darstellung der Situation ist emotionslos unschonend und nur darauf ausgerichtet, beim Leser Klarheit ohne Zweideutigkeiten zu vermitteln. Er weist unter anderem auf aktuelle Komplikationen hin und auf Komplikationen, die wahrscheinlich sind, solche die fakultativ zu erwarten oder in Betracht zu ziehen sind. Diese Texte brauchen das ärztliche vermittelnde klinische Gespräch mit dem Patienten! Texte, die unmittelbar für den Patienten geeignet wären, müssten zusätzlich verfasst und abgefasst werden. Dieser Aufwand wäre in der aktuellen Situation nicht leistbar, hätte aber auch den Nachteil, dass zwei verschiedene Versionen ein und desselben Umstandes entstehen. Dass sie einander aus natürlichen Gründen nicht ganz identisch vertreten, könnte diagnostische Unsicherheit und im Sonderfall auch forensische Folgen haben.
Archiv: Die Befunde werden elektronisch archiviert und stehen jederzeit sofort mit allen ihren Vernetzungen zu den Vorbefunden zur Verfügung.